Jugendfreizeit 2014 - Norwegen


Am 01.08.2014 war es soweit...

Punkt 6.00 Uhr startete der Reisebus nebst Begleitfahrzeug in Richtung Norwegen, Furre Hytter. Ungefähr 1360 Kilometer lagen vor uns und eine kalkulierte Fahrzeit - inklusiv zwei Fährübersetzungen - von 24 Stunden.

Die erste größere Rast machten wir kurz hinter Hamburg, verbunden mit dem dort geplanten Busfahrerwechsel. Waldemar Mak, ein Fahrer der Firma Schwalb löste seinen Kollegen ab und sollte uns nach Norwegen begleiten. In Anbetracht der Verkehrslage hatten wir nicht mehr viel Zeit bis zur ersten Fähre zum Übersetzen von Hirtshals nach Kristiansand. Nach circa dreieinhalbstündiger Fährübersetzung von Dänemark nach Norwegen folgten nun vier Stunden Bus-Fahrt in Norwegen und kamen in den frühen Morgenstunden am zweiten Fährhafen an. Hier durften wir während der Wartezeit bis zum Übersetzen unseren ersten Sonnenaufgang in Norwegen erleben. Ich weiß nicht, ob es die Vorfreude auf die Freizeit war oder ob die Sonne in Norwegen wirklich größer und schöner ist, wenn sie am Himmel emporsteigt.

Inlandsfähren in Norwegen sind vergleichbar mit unseren Bus- und Bahnverbindungen und von dort aus konnten wir einen ersten Eindruck der Inselwelt erhaschen, die uns noch erwarten sollte. An der vierten Anlegestelle in Helgøy verließen wir die Fähre wieder. Nun waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Zielort Furre Hytter.

Endlich angekommen, wurden wir bereits von Frithjof, dem Besitzer der Anlage sowie Dieter, unserem deutschen Ansprechpartner in allen Fällen, erwartet, die uns die Schlüssel für die von uns gemieteten Häuser übergaben. Nachdem wir die mitgebrachten, zum Teil gefrosteten, Lebensmittel in Truhen und Kühlschränken verstaut hatten, machten wir uns daran die Häuser nach unserem vorher erstellten Belegungsplan zu verteilen.

Keine Stunde später wurden uns die zwölf angemieteten Boote übergeben, Sicherheitsbelehrungen durchgeführt und die Seekarten mit Erklärungen ausgehändigt. Nachdem die Boote von uns betankt waren, gab es kein Halten mehr. Die Erwartungshaltung, nicht nur die der Jugendlichen, war sehr hoch. Dieter verursachte mir aber gleich ein wenig Bauchschmerzen. Er teilte mir nämlich mit, dass das wunderbare Sommerwetter der letzten acht Wochen das Wasser so stark erwärmt hatte, dass die erhofften Fische, in den erwarteten Mengen nicht vorhanden seien. Und so sollte der erste Ausflug bezüglich Fisch auch eher mager ausfallen.

Bei Steaks, Würstchen und Salaten klang der erste Tag dann aus .Wir Erwachsenen erfreuten uns derweilen an der guten Stimmung unserer Schützlinge, die das angenehm temperierte Wasser zum Baden im Fjord nutzten. Etwas Gutes musste das sonnige Wetter ja haben.

Am Sonntag, nachdem sich die Bootsbesetzungen neu gebildet hatten, ging es wieder auf See. Ein unbekanntes Gewässer zu erschließen ist nicht einfach, ich durfte dies in meiner Vorfahrt zu dieser Jugendgruppenfahrt nach Furre Hytter bereits ein Jahr zuvor erleben. Die Inselwelt hat einen ganz besonderen Charakter, die Orientierung ohne GPS kann sehr schnell verwirren.

Die Fangerfolge waren auch am zweiten Tag noch entsprechend mager, aber es gab sie - Makrelen und Seelachs in (kleinen) Mengen. Aber nicht alle Boote waren erfolgreich und so merkte ich, dass die Stimmung bei einigen umschlug. Glücklicherweise konnten das schöne Wetter und die Landschaft hier einen Ausgleich schaffen.

Nach weiteren Ausfahrten aber wurde immer mehr Fisch gefangen. Der Zielfisch Dorsch, den wir in erster Linie während unserer Freizeiten auf Langeland in Dänemark fingen, war hier weniger zu finden, hingegen das Fischen mit einem vorgeschalteten Paternoster für Makrele oder Seelachs das Gebot der Stunde.

Gegen 18.00 Uhr war das gemeinschaftliche Essen in Form von Fleischkäse mit Kartoffelsalat und Krautsalat auf dem Tisch. Mit gefülltem Magen, netten Gesprächen und der bei Akkordeonmusik gesungenen Lieder wurde die Stimmung stetig besser.

Für den nächsten Tag hatten einige von uns schon ihre Stellen ausgemacht und wurden prompt auch durch ihren Fleiß und Ausdauer immer wieder mit ausreichend Fisch belohnt. So hatten einige ihre 15 kg Fisch, die man aus Norwegen ausführen darf, schon gefangen, andere hingegen noch nichts Nennenswertes in den Tiefkühler gebracht. Fisch war eben da, aber durch das anhaltend gute Wetter nicht in den gewohnten Mengen.

Nach einem Linseneintopf mit Würstchen und dem Erfahrungsaustausch des Tages, rüstete man sich für Tag vier. Wie immer hat alles zwei Seiten, denn das gute Wetter wurde von vielen zum Baden und Tollen im Fjord genutzt, auch für Sonnenhungrige ohne Wasser waren genügend Möglichkeiten vorhanden. Meines Erachtens muss eine Jugendfreizeit nicht unbedingt an der Menge des gefangenen Fisches festgemacht werden sondern im Gesamtbild und der Zufriedenheit aller Teilnehmer stimmig sein.

Am vierten Tag entschied sich Achim Wallus mit seiner Bootsbesatzung, aufgrund von Berichten anderer in der Anlage befindlichen Anglern von Fängen in den frühen Morgenstunden, um fünf Uhr morgens zu starten. Gegen neun Uhr ging per Handy von ihm die Nachricht bei uns ein: Seelachsschwärme! Wir haben schon 60 Stück gefangen und es geht Schlag auf Schlag. Sofort wurden alle anderen informiert und die Armada setzte sich zu den angegebenen Zielkoordinaten in Bewegung. Nach einigen Stunden waren viele Kisten mit Seelachsen gefüllt, die Stimmung von Null auf Hundert, mir fiel ein Stein vom Herzen.  

Die am Abend servierte Hackfleischsoße mit Nudeln schmeckte sehr gut, einige von uns mussten allerdings etwas später essen, denn viele Fische bringen nicht nur Spaß, sondern müssen auch verarbeitet werden.

Wieder erwartete uns ein grandioses Naturschauspiel. Wir durften an diesem Abend einen herrlichen Sonnenuntergang erleben. Alle waren bester Laune, nicht nur unsere Jungs, die den Tag erneut mit Baden, Tretboot- und Kajakfahren abrundeten.   

Ab dem fünften Tag merkten viele, dass man sich inzwischen immer besser in den Gewässern zurechtfand. Die Tatsache, dass wir in sechs einzelnen Häusern untergebracht waren, dass jede Hausmannschaft selbst über Frühstückszeit und das anschließende Ausfahren entscheiden konnte, erwiesen sich als sehr vorteilhaft. Jeder hatte inzwischen so seine Stellen gefunden und wollte seine Fische fangen. Auch diejenigen, die nur den Zielfisch Dorsch auf dem Programm hatten, rüsteten ihre Ruten jetzt mit Makrelen oder Seelachsystemen um und alle fingen ihre Fische, täglich mehr. Die Tage vergingen - gefühlt - immer schneller und man kann sagen: Wetter super, Fisch in Massen.

Bei der einmal am Tag stattfindenden gemeinsamen Mahlzeit durften wir uns heute auf Jäger- oder Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffeln freuen.

Heute, an Tag sechs unserer Freizeit, hatte uns der Wettergott eine kleine Pause verordnet, der angekündigte Regen hatte pünktlich eingesetzt. Alle verkrochen sich in ihren Unterkünften. Hier wurde aber wiederum die Zeit nicht lang, bei Spielen, Fernsehen und Unterhaltungen war es meiner Einschätzung nach eine willkommene Abwechslung zum Angeln, eine gewisse Gemütlichkeit hatte eingesetzt. Gegen Mittag hellte es allerdings schon wieder auf und durch diese Abkühlung versprachen sich einige den großen noch ausstehenden Fisch und fuhren wieder raus auf die See. Abends stand für die Heimkehrer ein kräftiges Mahl in Form von Gulasch mit Nudeln und Krautsalat auf dem Tisch.

In Gesprächen erfuhr ich, dass sich die Zielsetzung beim Angeln mittlerweile geändert hatte. Jetzt wurde nicht mehr auf Masse gefischt, sondern man konzentrierte sich auf den 'einen Großen'; Naturköder- oder sogenannte Überbeißersysteme kamen jetzt zum Einsatz. An diesem Abend war es kühl und so gab man sich erneut der Gemütlichkeit des Vormittags hin. Bei vielen setzten auch die Anstrengungen der letzten Tage ein Zeichen und das Bett rief ein wenig früher.     

Der letzte Tag. Morgens wird noch einmal geangelt, was das Zeug hält und es stellt sich heraus, dass das Angeln auf Großfisch eben doch der Übung bedarf. Bisse werden vermeldet, aber der Erfolg bleibt aus. Halb abgebissene Köderfische, Abrisse, wie auch immer, die Fische sind da und wir müssen nur noch Üben 'den Einen' zu fangen. In der verbleibenden Zeit wird dies jedoch nicht mehr möglich sein. Gegen 14.00 Uhr trafen wir uns an diesem Tag zum gemeinsamen Mittagessen .Bei Spießbraten mit Rotkohl und Knödel dachte man jetzt schon ans Packen. Einzelne fuhren mit unseren 75 PS Booten ein letztes Mal aufs Meer hinaus um die beeindruckende Landschaft noch einmal in der untergehenden Sonne zu bestaunen. 

Mit Unbehagen dachten wir an die ca. 26 Stündige Heimreise. Ich glaube, dies muss man nicht weiter kommentieren. Je nach persönlicher Konstitution wird man hier an seine Grenzen geführt. Allerdings, setzt man das Erlebnis Norwegen, das traumhafte Wetter, die erfolgreiche Fischwaid und den Spaß, den wir hatten, gegenüber, so war alles unbeschreiblich schön  und die 26 Stündige Fahrt relativiert sich. Am Sonntag, 10.08.2014, um 8.30 Uhr fuhr unser Bus auf den Parkplatz unseres Vereinsheimes in Marburg- Wehrda. Keinerlei Zwischenfälle haben diese Freizeit überschattet und so konnten wir Verantwortlichen unsere Schützlinge unbeschadet an die schon warteten Eltern übergeben.

Wie immer an dieser Stelle möchte ich Danke sagen:

Der Gedanke dieser Fahrt entstand vor ca. 2 Jahren und hiermit sollte in unserem Verein eine neue Dimension der Jugendarbeit beschritten werden. In diesem Zusammenhang danke ich allen  Eltern, die bereit waren, ihren Kindern etwas Besonderes zu ermöglichen, ebenso dem Vorstand des Fischereivereins Marburg, der mir in der gesamten Planungsphase seine volle Unterstützung zu teil werden ließ.  Vor Ort selbst halfen Vorstandsmitglieder Achim Wallus, Jürgen Schwarz, Adrian Becker und Hans Stolle als Betreuer dieser Freizeit. Weiterhin unterstützten die Vereinsmitglieder  Axel Weinhardt, Hartmuth Albrecht, Stefan Peil und Jörg Schmidt die vielen organisatorischen Abläufe. Herzlichen Dank!

 

Stefan Becker