Am 03.07.2010 gegen 7.00 Uhr brachen wir - 15 Jugendliche und vier Betreuer - in das 650 km entfernte Zingst in Mecklenburg-Vorpommern auf. Eine Freizeit an diesem Ort und in dieser Form war für uns alle etwas Neues. Zum ersten Mal hatten wir die Möglichkeit, die Fischwaid, wie wir sie von zu Hause kennen, mit dem uns unbekannten Boddenfischen (Brackwasserfischen) und dem Hochseefischen auf der Ostsee zu verbinden. Untergebracht waren wir in der sehr schönen Jugendherberge in Zingst. Unsere Planung für die Woche sah folgendermaßen aus: Den Ankunftstag wollten wir zum Kennenlernen der Örtlichkeiten nutzen, Sonntag und Montag war das Boddenfischen vor Ort vorgesehen, Dienstag das Hochseefischen ab Warnemünde auf dem Kutter Doberan. Mittwoch hatten wir uns mit dem Angelverein "An der Recknitz" Marlow e.V. (ca. 50 km entfernt) verabredet um in der Recknitz zu fischen, Donnerstag war wieder Boddenfischen geplant. Den Freitag hatten wir uns zur freien Verfügung offen gehalten. Soweit die Planung:
Sonntag nahmen wir gegen 10.00 Uhr im Zingster Hafen vier Boote für jeweils vier Personen in Empfang, die wir in den nächsten beiden Tagen nutzen wollten. Da wir mehr Personen waren als uns Bootsplätze zur Verfügung standen, hatten wir für den Rest der Gruppe ein Angeln vom Vereinsgelände des ortsansässigen Anglervereins "Kirrblick" Zingst e.V. organisiert. Der Gewässer- und Jugendwart des Vereins, Angelfreund Hartmut Lange, mit dem wir bereits vor unserer Jugendfreizeit Kontakt aufgenommen hatten, übergab uns - nachdem er unsere Bootsangler eingewiesen hatte - den Schlüssel ihres Vereinsgeländes sowie Nutzungserlaubnis des dazu gehörenden Vereinsheimes. So verbrachten wir Sonntag und Montag im Wechsel zwischen Angeln vom Boot bzw. Ufer aus. Am Dienstag brachen wir gegen 6.00 Uhr nach Warnemünde auf. Der Kapitän der Kutters "Doberan" nahm uns dort, obwohl wir uns ein wenig verspätet hatten, sehr freundlich in Empfang. Nachdem wir unsere Plätze an Bord eingenommen hatten, ging es los. Der beiläufigen Bemerkung des Käptens: "Heute kann es etwas feucht werden", hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand besondere Beachtung geschenkt. Dies sollte sich aber ändern. Nach einer Stunde Ausfahrt schlugen die Wellen - obwohl nur Windstärke 4 - über das Boot. Die Ostsee zeigte sich für diese Windstärke von ihrer unfreundlichsten Seite und die Folgen waren schon sehr bald zu spüren. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle unsere Jugendlichen seekrank. Da sich das Wetter auch für den Kapitän in unvorhersehbarer Weise entwickelt hatte, eröffnete er uns, er könne die Sicherheit unserer Gruppe nicht länger gewährleisten und lege uns die Rückkehr in den Hafen nahe. Dieser Entscheidung stimmten wir in Anbetracht des Zustandes unserer Jungs zu.
Am Mittwoch brachen wir in das ca. 50 km entfernte Marlow auf. Dort hatten wir uns mit dem 1. Vorsitzenden des Angelvereins, Angelfreund Harald Stypmann, zu einem gemeinsamen Jugendgruppenfischen verabredet. Nach Ankunft und Begrüßung wurden wir zunächst zu einer beeindruckenden Floßfahrt von mehr als einer Stunde Dauer auf der Recknitz eingeladen. Im Anschluss daran nahmen wir unser gemeinsames Mittagessen ein, das wir aus der Jugendherberge mitgebracht hatten. Die Verantwortlichen vor Ort gingen dann - nachdem sie uns für den gesamten Zeitraum unserer Freizeit eine kostenlose Angelerlaubnis für ihre Gewässer ausgehändigt hatten - zu einem zeitlich begrenzten Jugendgruppenfischen über. Mit einem kleinen Wissenstest (Auszüge aus der Sportfischerprüfung) wurde diese Veranstaltung mit einer Prämierung abgeschlossen. Keiner der anwesenden Jugendlichen ging an diesem Tag ohne Geschenk nach Hause. Stefan Peil hatte unterdessen den Grill angeheizt, so dass wir uns im Anschluss mit Steaks und Würstchen stärken konnten. Da wir an diesem Abend unbedingt das WM-Spiel ansehen wollten, traten wir schon gegen 19.00 Uhr die Rückfahrt nach Zingst an.
Donnerstag setzten wir das Boddenfischen fort, aber diesmal etwas anders. Angelfreund Dieter Schütt, ein Mitglied des Zingster Angelvereins hatte auf sein Boot geladen, groß genug, um unsere gesamte Jugendgruppe aufzunehmen. Zusammen mit dem Jugendgruppenleiter machten sie sich auf den Weg. Mit diesem Boot wurden uns weitere Möglichkeiten des Boddenfischens eröffnet, die zu einem lang ersehnten Teilerfolg führten. Unsere Jungs waren so begeistert, dass wir Herrn Schütt überredeten uns am nächsten, für uns letzten Tag der Freizeit, erneut auszufahren. Leider musste er jedoch aus beruflichen Gründen sehr kurzfristig absagen. Für diejenigen, die an diesem Tag trotzdem zum Angeln auf den Bodden wollten, haben wir kurzerhand noch einmal die kleinen Motorboote angemietet. Die anderen haben einen Strandtag eingelegt, wie sie es auch schon an den Tagen zuvor in ihrer Freizeit gerne getan hatten. Das Wetter war zum Baden optimal, Freizeitangebote wie Strand, Jugendherberge und die Stadt Zingst ebenfalls, aber: Des einen Freud, des andern Leid. Wir sind nun einmal ein Angelverein und zum Fische fangen unterwegs.
Das Fangresultat waren zwei Zander - einer 54 cm, der andere leider untermaßig - zwei allerdings sehr schöne Hechte von 72 cm und 74 cm, einem Barsch von 30 cm und vielen Brassen (eine mit mehr als 50 cm), die aber eigentlich nicht zu unseren Zielfischen gehörten. Dorsch gehörte auf Grund der abgebrochenen Hochseefahrt leider nicht zu unseren Fangerfolgen.
Lassen wir diese Eindrücke erst einmal auf uns wirken, dann fragen wir unsere Jungs! Wir Betreuer sind zu dem Schluss gekommen, dass andere Temperaturen sowie das große Boot von Angelfreund Dieter Schütt, das uns im Vorfeld unserer Planungen noch nicht zur Verfügung stand, beim nächsten Mal mit Sicherheit mehr Zielfisch an den Haken bringen wird. Denn da ist er!
Am Samstag gegen 9.00 Uhr traten wir dann unsere Heimreise an. Nach 8½ Stunden Fahrtzeit konnten wir - Jürgen Schwarz, Achim Wallus, Stefan Peil, Stefan Becker - die uns anvertrauten Jugendlichen wohlbehalten an ihre Eltern übergeben.
Bleibt abschließend zu erwähnen, dass die Angelvereine "Kirrblick" Zingst e.V. und "An der Recknitz" Marlow e.V. mit ihrer Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft sehr beeindruckt und unsere Freizeit in dieser Form an einem für uns fremden Ort und fremden Angelgewässern überhaupt erst möglich gemacht haben. Wir haben in diesem Zuge an beide Vereine Gegeneinladungen ausgesprochen und hoffen, dass diese in nicht zu ferner Zukunft eingelöst werden. Besonderer Dank gilt den Angelfreunden Marie-Luise Eggert, Hartmut Lange und Dieter Schütt aus Zingst sowie Angelfreund Harald Stypmann aus Marlow.
Stefan Becker